Kritik


Nach mehrmaliger Intervention meinerseits wurden im Nachhinein einige Änderungen in Eigenteil für die Diözesen Österreichs eingearbeitet, siehe die Rubrik "Korrekturen im GL".

Eine dieser Änderungen betraf den rhythmischen Verlauf in Lied Nr. 946 Rosenkranzkönigin:  Nachdem man in der 1. Auflage die Grazer Melodievariante (Bild 1) abgedruckt hatte, kehrte man nun - endlich - zurück zu jener Fassung, die in allen anderen Diözesen Österreichs - und darüber hinaus - üblich ist (Bild 2).

Bild 1: Grazer Melodiefassung (1. Auflage)
Bild 1: Grazer Melodiefassung (1. Auflage)
Bild 2: allg. übliche Melodiefassung (ab 2. Auflage)
Bild 2: allg. übliche Melodiefassung (ab 2. Auflage)

Der Orgelsatz von Anton Faist, welcher für das Orgelbuch herangezogen wurde, war jedoch ganz und gar für die Grazer Melodievariante gedacht, die beim Wort "wandeln" eine punktierte Achtel mit nachfolgender Sechzehntel aufweist.

Bei der Adaption des Orgelsatzes für die heute abgedruckte Melodiefassung ignorierte man den Umstand, dass Faist die Tenorstimme ursprünglich rhythmisch parallel zur Melodie verlaufen ließ. Dieser Intention Anton Faists entsprechend, hätte man die Rhythmik inun auch im Tenor anpassen müssen; dies hatte man jedoch verabsäumt. Entsprechend unübersichtlich sieht die betreffende Stelle im Orgelsatz nun aus:

Auch die angebundenen Achtelnoten in Alt und Bass unterstützen eindeutig den Liedtextverlauf aus der 1. Auflage des Buches. Der obige Auschnitt des Orgelsatzes läuft der Verteilung der Silben im Grunde zuwider und erweist sich somit eher hinderlich als nützlich, wenn es um die Führungs des Gemeindegesangs geht.

Eine dem Liedtext adäquate Anpassung des Faist-Satzes könnte z.B. so aussehen:

Hegte man Bedenken, derart korrigierend in den Originalsatz Anton Faists einzugreifen, wäre die Komposition eines ganz neuen oder die Rezeption eines anderen, bewährten Begleitsatzes, z.B. jenes von Pretzenberger, die bessere Wahl gewesen. Mit dem vorliegenden Satz von Faist erweist man der singenden Gemeinde jedenfalls keinen Dienst.

Die Organisten werden gut beraten sein, sich des einen oder anderen älteren Orgelbuches zu bedienen, das hoffentlich noch auf den Emporen unserer Kirchen zu finden ist, sodass sie das schöne Lied Rosenkranzkönigin so begleiten können, dass die singende Gemeinde nicht verunsichert wird.

Wer weiß: Vielleicht besinnt man sich bei der Österreichischen Kirchenmusikkommission ja doch noch und ändert den Orgelsatz so ab, dass er den Liedtextverlauf zumindest nicht konterkariert.

Klaus Meglitsch